Tuesday, June 17, 2008

Gedenktag in Deutschland: 55. Jahrestag des 17. Juni

Gedenktag in Deutschland: 55. Jahrestag des 17. Juni

Berlin. (red). 17. Juni 2008. Heute wird wie in jedem Jahr am "Mahnmal des Volksaufstandes" auf dem Friedhof Seestraße in Berlin-Wedding durch Repräsentanten des öffentlichen Lebens in einer Gedenkstunde mit Ansprachen und einer Kranzniederlegung an die Opfer des Volksaufstandes für Freiheit und Einheit in Ost-Berlin und der DDR am 16. und 17. Juni 1953 erinnert.

Vor 55 Jahren, am 16. und 17. Juni 1953, wurde die DDR durch die erste Massenerhebung im Herrschaftsbereich der Sowjetunion nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erschüttert.


Die Krise hatte sich seit längerem vorbereitet. Im Juli 1952 beschloss die SED den "Aufbau des Sozialismus" nach sowjetischem Vorbild. Betriebe wurden verstaatlicht, die Kollektivierung der Landwirtschaft begann. Der Kampf gegen die "Junge Gemeinde" erreichte einen ersten Höhepunkt. Der Aufbau des Militärs und der Schwerindustrie war nur auf Kosten der Lebensmittel- und Konsumgüterindustrie möglich. Die Bevölkerung litt unter Versorgungsengpässen und Lebensmittelrationierungen. Viele DDR-Einwohner flohen in den Westen; 1952/ 1953 waren es mehr als eine halbe Million. Ende Mai 1953 verfügte die SED-Führung in allen volkseigenen Betrieben eine Erhöhung der Arbeitsnormen: Mehr Arbeit für den gleichen Lohn, eine Lohnsenkung, die den Unmut der Arbeiter hervorrief.

Am 15. und 16. Juni streikten Arbeiter auf Großbaustellen in Ost-Berlin. Für den darauf folgenden Tag riefen sie zum Generalstreik auf. Am 17. Juni 1953 demonstrierten Menschen in 700 Städten und Gemeinden gegen das Regime. Wie viele es genau waren, ist bis heute unklar, die Angaben schwanken zwischen einer halben und einer Million Menschen. Längst ging es nicht mehr nur um die Rücknahme der Arbeitsnormen. Die Demonstranten skandierten "Wir wollen freie Menschen sein!", sie forderten den Rücktritt der Regierung, freie und geheime Wahlen, die Einheit Deutschlands. Nur das Eingreifen sowjetischer Panzer rettete die SED-Herrschaft; sie schlugen, zusammen mit DDR-Sicherheitskräften, den Aufstand blutig nieder. Mehr als 50 Menschen kamen ums Leben; manche neueren Forschungen schätzen die Zahl der Todesopfer auf bis zu 125. Die SED bezeichnete den Aufstand als "faschistischen Putschversuch" und verhaftete rund 13.000 Menschen als sogenannte "Rädelsführer" und "Provokateure".

Durch Bundesgesetz vom 4. August 1953 wurde der 17. Juni in der Bundesrepublik Deutschland zum gesetzlichen Feiertag erklärt und zehn Jahre später durch Proklamation des Bundespräsidenten Dr. h. c. Heinrich Lübke vom 11. Juni 1963 zum "nationalen Gedenktag" erhoben. Als "Tag der deutschen Einheit" ist er inzwischen durch den 3. Oktober, den Tag, an dem im Jahr 1990 die DDR der Bundesrepublik Deutschland beitrat, abgelöst.

Der Juniaufstand war ein revolutionärer Aufstand für die Freiheit, das erste Glied in einer Kette von Erhebungen und Aufständen im sowjetischen Machtbereich, gefolgt von den Bewegungen in Polen und Ungarn 1956, der Tschechoslowakei 1968 und Polen 1980. Auch wenn viele Demonstranten der friedlichen Revolution im Herbst 1989 es nicht mehr wussten: Sie haben das erreicht, wofür eine Generation früher die Aufständischen des 17. Juni gekämpft hatten.

Darum erinnern wir uns heute, am nationalen Gedenktag 17. Juni - denn das ist er nach wie vor - an diesen Aufstand für Freiheit und Einheit und an seine Opfer.

3mnewswire.org

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