Monday, June 16, 2008

Bundesregierung will Integrationserfolge wissenschaftlich messen

Bundesregierung will Integrationserfolge wissenschaftlich messen

Berlin. (red). 4. / 16. Juni 2008. Die Entwicklung der gesellschaftlichen Integration der Bevölkerung mit Migrationshintergrund und die Erfolge der Integrationspolitik sollen künftig regelmäßig anhand von wissenschaftlichen Messgrößen (Indikatoren) überprüft werden. Dazu hat die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Maria Böhmer, heute im Kabinett die Konzeption "Integration fördern - Erfolge messen - Zukunft gestalten" für ein bundesweites Integrationsmonitoring vorgelegt.


Das bundesweite Integrationsmonitoring basiert auf 100 Indikatoren zu 14 Themenfeldern: Rechtsstatus, frühkindliche Bildung und Sprachförderung, Bildung, Ausbildung, Arbeitsmarktintegration, soziale Integration und Einkommen, gesellschaftliche Integration und Beteiligung, Wohnen, Gesundheit, Demographie, Mediennutzung, interkulturelle Öffnung der Verwaltung und der Sozialen Dienste, Politik, Kriminalität, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Diese Themenfelder bilden die zentralen Handlungsfelder der Integrationspolitik ab.

Das Integrationsmonitoring beschreibt die Entwicklung der Integration der Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Zeitverlauf und bietet somit wesentliche Ansatzpunkte für die Verbesserung integrationspolitischer Instrumente und Maßnahmen. Es bezieht alle Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund ein: Ausländerinnen und Ausländer, Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler und deren Familienangehörige, Eingebürgerte und als Deutsche geborene Kinder aus Zuwandererfamilien. Damit wird die Zielsetzung aus der Erklärung des Bundes zum Nationalen Integrationsplan umgesetzt, neben der Unterscheidung nach Staatsangehörigkeit auch den Migrationshintergrund als Kriterium für die Planung und Überprüfung der Integrationspolitik heranzuziehen. In der fachlichen und politischen Diskussion wird immer wieder bemängelt, dass die bisherige Unterscheidung nach Ausländer/innen und Deutschen für die Analyse der Integration nur eingeschränkt aussagefähig ist. Die Beauftragte setzt sich deshalb dafür ein, die Gruppe der Personen mit Migrationshintergrund in weiteren amtlichen Statistiken zu erheben.


Die Werte der einzelnen Indikatoren sollen jeweils für die Gesamtbevölkerung und für Personen mit Migrationshintergrund ausgewiesen werden. Die Daten werden geschlechtsspezifisch ausgewertet, wo nötig werden zudem einzelne Altersgruppen gesondert betrachtet. Erstmals soll das bundesweite Integrationsmonitoring in der 16. Wahlperiode erprobt werden. Die Ergebnisse werden als "Integrationsindikatorenbericht" veröffentlicht. Ziel ist es dann, den Bericht, der unter Federführung der Integrationsbeauftragten erstellt wird, periodisch vorzulegen.

Mit der Einführung eines bundesweiten Integrationsmonitorings setzt der Bund seine Selbstverpflichtung aus dem Nationalen Integrationsplan um, die Entwicklung der gesellschaftlichen Integration in Deutschland zu messen. Er leistet damit einen innovativen Beitrag zur Verbesserung der Integrationspolitik in Staat und Gesellschaft. In vielen Kommunen und in einigen Bundesländern werden derzeit ebenfalls Integrationsindikatoren entwickelt und Monitoringberichte geplant. Auch auf europäischer Ebene gibt es ein großes Interesse an den deutschen Aktivitäten zur Messung von Integrationsverläufen und integrationspolitischen Entwicklungen. Mit Spanien und Frankreich wurden bilaterale Gespräche über die Entwicklung von Indikatoren und Integrationsmonitoringsystemen vereinbart.

Beispiele für Indikatoren:
Themenfeld 1 - Rechtsstatus:
Ziel / Thema: Einbürgerungen


Indikator: Zahl der Einbürgerungen im Verhältnis zur Zahl der Ausländer/innen mit einer Aufenthaltsdauer von 10 Jahren und mehr, die ihren Lebensunterhalt überwiegend durch Erwerbstätigkeit beschreiben



Themenfeld 2 - frühkindliche Bildung und Sprachförderung:
Ziel / Thema: Angleichung der Sprachniveaus in Deutsch von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund vor der Einschulung


Indikator: Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund und Sprachförderbedarf in Deutsch

a) im Alter von 4 Jahren
b) vor der Einschulung


Themenfeld 3 - Bildung:
Ziel / Thema: Senkung der Zahl der Personen mit Migrationshintergrund ohne Schulabschluss


Indikator: Anteil der 20- bis 24-Jährigen insgesamt / mit Migrationshintergrund, die nicht über einen Abschluss der Sekundarstufe I verfügen und in den letzten 4 Wochen vor Erhebung nicht an einer Aus- oder Weiterbildung teilgenommen haben


Themenfeld 4 - Ausbildung:
Ziel / Thema: Senkung der Zahl der Personen mit Migrationshintergrund ohne beruflichen Bildungsabschluss oder Hochschulabschluss


Indikator: Personen im Alter von 25 bis 34 Jahren ohne beruflichen Bildungsabschluss oder Hochschulabschluss insgesamt/mit Migrationshintergrund


Themenfeld 5 - Arbeitsmarktintegration:
Ziel / Thema: Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Personen mit Migrationshintergrund


Indikator: Beschäftigungslücke von Personen insgesamt / mit Migrationshintergrund


Themenfeld 6 - soziale Integration und Einkommen:
Ziel / Thema: Armut unter Personen mit Migrationshintergrund senken


Indikator: Armutsgefährdungsquote nach Sozialtransfers für Personen insgesamt / mit Migrationshintergrund


Themenfeld 7 - gesellschaftliche Integration und Beteiligung:
Ziel / Thema: Politisches Engagement und Interesse stärken


Indikator: Mitgliedschaft in Parteien oder politischen Organisationen und sozialer Status (Bildung, Einkommen etc.) für Personen insgesamt/mit Migrationshintergrund


Themenfeld 8 - Wohnen:
Ziel / Thema: Verbesserung der Wohnsituation von Personen mit Migrationshintergrund und Angleichung der Wohnsituation an das Niveau der Gesamtbevölkerung


Indikator: durchschnittliche Wohnungsgröße in Quadratmetern von Mieterhaushalten mit Bezugspersonen insgesamt / mit Migrationshintergrund nach der gewichteten Zahl der Haushaltsmitglieder


Themenfeld 9 - Gesundheit:
Ziel / Thema: Inanspruchnahme von Gesundheitsvorsorge und medizinischen Leistungen verbessern


Indikator: (vollständige) Inanspruchnahme der Kinder-Gesundheitsuntersuchungen U3 bis U9 bei Kindern insgesamt / mit Migrationshintergrund


Themenfeld 10 - Demographie:
Ziel / Thema: Familiennachzug von Ehegatten


Indikator: Anteil der nachziehenden Ehegatten zu Deutschen und Ausländerinnen und Ausländer

Themenfeld 11 - Mediennutzung:
Ziel / Thema: Erhöhung der Beteiligung von Personen mit Migrationshintergrund am Mediengeschehen und der Nutzung von Mainstream-Medien


Indikator: Umfang der Nutzung von Mainstream-Medien durch Personen insgesamt / mit Migrationshintergrund (Rundfunk, Printmedien, Internet)


Themenfeld 12 - interkulturelle Öffnung der Verwaltung und der Sozialen Dienste:
Ziel / Thema: Erhöhung des Anteils von Beschäftigten mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst


Indikator: Anteil von Beschäftigten mit Migrationshintergrund im öffentlichen Dienst


Themenfeld 13 - Politik:
Ziel / Thema: Vertretung von Personen mit Migrationshintergrund in den politischen Entscheidungsgremien


Indikator: Anteil von Mandatsträgerinnen und Mandatsträger mit Migrationshintergrund im Deutschen Bundestag und in den Landesparlamenten


Themenfeld 14 - Kriminalität, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit:
Ziel / Thema: Kriminalität senken


Indikator: Kriminalitätsquote bei Personen insgesamt / mit Migrationshintergrund; abzüglich ausländerspezifischer Straftaten und Straftaten der nicht melderechtlich registrierten Bevölkerung (Touristen, Illegale)

3mnewswire.org

No comments:

Pages