Monday, June 16, 2008

Lebenshilfe: Mitten im Leben

Lebenshilfe: Mitten im Leben

Berlin. (red). 6. / 16. Juni 2008. "Wir gehören alle zusammen", rief Bundeskanzlerin Angela Merkel den Menschen mit und ohne Behinderung zu, die den Geburtstag der Bundesvereinigung Lebenshilfe feierten. Die Kanzlerin weiß, wovon sie spricht: Ihre ersten engen Kontakte zu geistig behinderten Menschen hatte sie als Kind in Templin.

Aus ganz Deutschland waren mehrere Tausend Menschen zum "Blaues Wunder"-Festival in die Berliner Kulturbrauerei gekommen. Bei strahlendem Sonnenschein feierten sie mit Musik und Tanz das 50-jährige Jubiläum "ihrer" Lebenshilfe. Der Bundeskanzlerin, die zum Gratulieren gekommen war, bereiteten sie einen begeisterten Empfang.


Merkel erinnerte in ihrer Ansprache daran, dass die Wiedervereinigung auch für die Behindertenarbeit eine Wende bedeutet habe: In der DDR seien die meisten Einrichtungen für geistig behinderte Kinder vernachlässigt gewesen. Erst im wiedervereinigten Deutschland hätten die Heime behinderten Kindern, Männern und Frauen dabei helfen können, zu zeigen, was in ihnen steckt: zum Beispiel mit Musiktherapie.

Den selbstverständlichen Umgang früh gelernt

Die junge Angela Kasner hat den selbstverständlichen Umgang mit geistig behinderten Menschen schon früh gelernt. Als dreijährige Pfarrerstochter war die heutige Bundeskanzlerin mit ihrer Familie auf den Waldhof in Templin gezogen. Gleich neben dem Prediger-Seminar, das ihr Vater leitete, gab es eine evangelische Einrichtung für geistig Behinderte.

"Hier habe ich viele Gespräche geführt", berichtete Merkel. Dabei habe sie eine Überzeugung fürs Leben gewonnen: "Wir müssen alles tun, um die unausgesprochenen Grenzen zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen aufzubrechen." Und das gelinge am besten, indem man miteinander singt, spielt, arbeitet, lacht - "und manchmal auch zusammen traurig ist". Deshalb seien die integrierten Einrichtungen so wichtig.

Teilhabe und Teilnahme aller

Als Bundeskanzlerin sicherte Merkel den Menschen mit Behinderungen zu, ihre Belange bei jedem neuen Gesetzgebungsvorhaben mitzudenken. Und sie ermutigte sie, sich einzubringen, das Gespräch zu suchen. Etwa mit den zahlreichen Bundestagsabgeordneten, die ebenfalls zum Feiern gekommen waren. "Reden Sie mit", so die Kanzlerin, "Sie gehören zur Gesellschaft."

Für die Forderung nach mehr Geld und Mitteln, die Ramona Günther vom Rat der behinderten Menschen vorbrachte, zeigte Merkel Verständnis. Allerdings gelte angesichts hoher Staatsverschuldung für behinderte wie nicht behinderte Menschen gleichermaßen die Pflicht, nicht auf Kosten kommender Generationen zu leben: "Damit wir auch in 20, 30 und 40 Jahren noch etwas zu verteilen haben."

Digitale Integration

Als Geburtstagsgeschenk hatte die Bundeskanzlerin dann aber doch einen Scheck im Gepäck: Mit dem Geld will die Lebenshilfe ihr Angebot im Internet ausbauen: leicht und verständlich, zugeschnitten auf Menschen mit geistigen Behinderungen.

Die Bundesvereinigung Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung e.V. wurde 1958 in Marburg als Elterninitiative gegründet. Heute ist die Lebenshilfe eine starke Selbsthilfe-Vereinigung für Menschen mit geistiger Behinderung, Eltern und Angehörige, begleitet von Fachleuten, Freunden und Förderern.

Lebenshilfe-Vereinigungen gibt es in fast jeder Stadt und jedem Landkreis, insgesamt 527 in Deutschland. In ihren mehr als 3.000 Einrichtungen und Diensten werden 170.000 behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene gefördert und begleitet. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe und ihre 16 Landesverbände setzen sich überregional für die Wahrung der Interessen und Rechte geistig behinderter Menschen und ihrer Familien ein. Mit 135.000 Mitgliedern ist die Lebenshilfe auch eine gewichtige Interessenvertretung.

3mnewswire.org

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