UN-Konferenz zur Artenvielfalt:
Naturschutz zurück auf der internationalen Tagesordnung
Berlin. (red). 1. Juni 2008. Mit einem Bündel von Beschlüssen hat die neunte Vertragsstaatenkonferenz zum internationalen Naturschutz geendet. "Es ist ein sehr gutes Ergebnis. Die Debatte zum Naturschutz ist zurück auf der internationalen Tagesordnung", resümierte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel.
Der Exekutivsekretär der UN-Konvention über biologische Vielfalt, Ahmed Djoghlaf, lobte: "Bonn hat Geschichte gemacht, dies war die wichtigste aller Vertragsstaatenkonferenzen."
Zwei Wochen lang hatten rund 6.000 Delegierte aus 191 Staaten über den Schutz der Pflanzen, Tiere und Lebensräume verhandelt. Das Ergebnis sind 38 Beschlüsse. Diese betreffen insbesondere den Kampf gegen Biopiraterie, den Schutz von Meeresgebieten, die Finanzierung von Maßnahmen zum Naturschutz und Biokraftstoffe.
Erfolge in vielen Bereichen
Als Erfolg würdigte der Umweltminister die Vereinbarungen im Kampf gegen Biopiraterie. Es habe einen konkreten Verhandlungsauftrag und einen Fahrplan für weitere Verhandlungen über den Zugang zu genetischen Ressourcen und den gerechten Ausgleich der Vorteile ihrer Nutzung gegeben. Diese Vereinbarung soll als "Bonner Mandat" die UN-Konvention über biologische Vielfalt (CBD) ergänzen.
Breite Aufnahme hat nach der Finanzzusage von Bundeskanzlerin Angela Merkel die deutsche LifeWeb-Initiative gefunden. Sie soll Länder, die Schutzgebiete ausweisen wollen, mit denjenigen zusammenbringen, die sie finanzieren können. Gabriel sagte, nach Merkels finanziellen Zusagen seien von mehr als 30 Ländern und Regionen zusätzliche Flächen in einer Größe von 65 Millionen Hektar angeboten worden. Das ist rund das eineinhalbfache des Bundesgebiets. Außer Norwegen und Deutschland haben auch Spanien und Finnland erklärt, finanzielle Mittel für Schutz von Gebieten bereitzustellen.
Milliarden für den Artenschutz
Zum ersten Mal wurden wissenschaftliche Kriterien für die Festlegung von Meeressschutzgebieten erarbeitet. Diese Zonen sollen bis 2012 ausgewiesen werden, bisher ist nur 1 Prozent der Gesamtfläche als Schutzgebiet ausgewiesen. Dies sei vor allem wichtig, weil die Meere überfischt seien und vielerorts ein Zusammenbruch des kommerziellen Fischfangs drohe, so Gabriel.
Bei der Meeresdüngung habe es de facto ein Moratorium gegeben, berichtete der Minister. Ziel der Meeresdüngung mit Eisen ist es, eine Algenblüte hervorzurufen, um möglichst viel klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) zu binden. Gabriel nannte dieses Verfahren eine "Ausgeburt menschlichen Denkens, man könne alles in den Griff bekommen". Er versicherte: "Es wird jetzt nicht zu der so genannten Ozeandüngung kommen."
Große Aufmerksamkeit erfuhr die Studie "The Economics of Ecosystems and Biodiversity" (TEEB). Sie legt ein Geschäftsmodell vor, das auf den Erhalt der biologischen Vielfalt zielt. Das wissenschaftliche Projekt brachten 2007 Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und der zuständige Kommissar für Umwelt der Europäischen Kommission, Stavros Dimas, auf den Weg. Es soll zu einem besseren Verständnis des wahren ökonomischen Werts der Leistungen führen, die wir von der Natur erhalten. Die in Bonn vorgestellten Ergebnisse sind ein Zwischenbericht über die bisherigen Arbeiten. 2009 und 2010 werden diese fortgesetzt.
>> TEEB
Auch die "Business and Biodiversity" Initiative war ein Erfolg. 34 internationale Unternehmen präsentierten ihre Selbstverpflichtung, den Schutz der Biodiversität künftig in ihrer Geschäftspolitik zu verankern. Dazu gehörten Firmen aus den Bereichen Tourismus, Holzwirtschaft und Bau bis hin zu Finanzdienstleistungen, Lebensmittelwirtschaft und Naturkosmetik.
In der Frage, ob und wie gentechnisch veränderte Bäume angebaut werden sollen, verständigten sich die Delegierten darauf, dass Vertragssstaaten das Recht haben, ohne Risikoanalyse darauf zu verzichten.
Mit Blick auf Biokraftstoffe verabredeten die Vertragstaaten, dass in Arbeitstreffen Leitlinien für den nachhaltigen Anbau von Energiepflanzen erarbietet werden sollen.
Die Arbeit fängt jetzt erst an
Deutschland hat mit der Konferenz für zwei Jahre die Präsidentschaft der CBD übernommen. "Wir haben alles beschlossen, was wir vorbereitet hatten. Aber die Arbeit fängt jetzt erst an", blickte der Minister in die Zukunft. Es gelte dabei auch, die Trennung zwischen den unterschiedlichen internationalen Vertragswerken zum Umweltschutz aufzuheben und die zerfaserte Struktur der Umweltorganisationen zusammenzubringen.
Die nächste UN-Naturschutzkonferenz wird 2010 im japanischen Aichi-Nagoya ausgerichtet.
3mnewswire.org
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